2015-10-25 - 21. Sonntag nach Trinitatis - Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden - Jugenddiakonin Kathrin Grüneberg

Der Luftballon des Glaubens


Ich kann mich noch gut an meine Kindheit zurück erinnern. Eine Geschichte bringt mich auch heute immer wieder zum Schmunzeln. Ich war mit meinen Eltern und meiner Schwester zu Besuch bei meiner Oma gewesen. Ich hatte an diesem Tag eigentlich keine Lust zu meiner Oma zu fahren. Ich wusste, dort würden mich nur wieder alte Tanten erwarten. Viel lieber wollte ich weiter mit meinem neuen Roller fahren. Aber nichts an meiner Quengelei half, ich musste mit. Gelangweilt und schlecht gelaunt kamen wir bei meiner Oma an. Wie zu erwarten, waren da einige Tanten zu Besuch. Als ich den Damen höflich die Hand schüttelte, zog eine davon hinter ihrem Rücken einen roten Luftballon hervor, den sie mir überreichte. Meine schlechte Laune war wie weggeblasen. Ich strahlte über das ganze Gesicht. An meiner Hand hielt ich eine dünne Schnur und daran hing mein Luftballon.


Ich hatte jetzt den Ballon, der was Besonderes war. Und ich spürte, dass auch ich jetzt etwas Besonderes war. Was so ein kleiner Luftballon so alles bewirken kann!


Ihr lieben Konfirmanden, am nächsten Sonntag habt auch ihr etwas Besonderes – ihr feiert dann nämlich eure Konfirmation. Ihr werdet im Mittelpunkt stehen, Gäste werden kommen und es werden euch Geschenke überreicht. Ihr werdet an diesem Tag ein bisschen anders sein als sonst. Anders … so wie ich damals mit meinem Luftballon der irgendwie alles verändert hat.


Bloß: Was ist euer Luftballon? Was tut sich denn da mit eurem eigenen „ja”, das ihr zum Glauben sagt. Vielleicht habt ihr ja dann tatsächlich so etwas wie diesen Luftballon? Den Luftballon des Glaubens! – Denn zu einem Leben als Christ werdet ihr euch bekennen. So möchte ich euch heute ein bisschen erklären, was es mit diesem Luftballon des Glaubens auf sich hat. Die oberste Regel bei so einem Luftballon lautet: Festhalten. Wenn du nämlich loslässt, dann ist er weg. Hier in der Kirche würde er an der Decke landen; da könnte man noch versuchen, ihn herunterzuangeln. Aber wenn du ihn draußen loslässt, hebt er ab, und nach kurzer Zeit ist er so weit weg, dass du ihn nicht mal mehr erkennen kannst.


Und wie ist das mit dem Glauben? Schaffst du es, den Glauben festzuhalten? Oder lässt du los? Beim Glauben ist es anders als beim Luftballon. Der schwirrt nicht sofort ab und ist verloren. Wenn man den Glauben loslässt, dann ist das ein eher schleichender Prozess. Das geht langsam. Aber Stück für Stück wird dir das mit Jesus weniger wichtig; Beten wird zur Seltenheit; irgendwann kannst du mit Gott nichts mehr anfangen – obwohl du in der Konfizeit mit einigen wichtigen Erkenntnissen gerade erst vertraut geworden bist. Vom Ballon des Glaubens habe ich nur dann etwas, wenn ich daran festhalte. Wenn er mir davonschwebt, ist es schwer, ihn wieder einzufangen.


Darum mein erster Tipp: Haltet euren Glauben fest! Festhalten … aber wie?


Festhalten am Glauben geht nicht mit den handelsüblichen Sicherungsmethoden, wie Schlössern oder Ketten. Das geht eigentlich nur mit diesem feinen Faden gut. Der wirkt zwar nicht so stabil, aber er ist genau das Richtige. Der Glaube braucht Bewegung, Spielraum. Glaube und Gottvertrauen ist etwas, wo viel Bewegung drin ist. Wir können Gott nicht an die Kette legen. Er ist der Chef, nicht wir!


Aber ich habe diesen feinen Faden meines kleinen, oft auch schwachen, Glaubens, um mit ihm in Kontakt zu bleiben.


Ich komme zu einem weiteren Gedanken: Wer einen Luftballon hat, der überlegt sich gut, wohin er mit seinem Ballon geht. Ich werde ganz sicher nicht mit dem Ballon eine Kakteen-Ausstellung besuchen, denn die Nadeln werden ihm nicht gut tun. Nicht alles, was man so im Leben anstellt, passt mit dem Luftballon des Glaubens zusammen.


Es gibt Menschen, die versuchen das zu trennen. Ich stelle mir das so vor: Ich plane irgendeinen Mist, und vorher binde ich meinen Glaubensluftballon an einen Baum: „Lieber Gott, warte mal draußen; ich muss da eben noch was erledigen; da ist es besser wenn du nicht dabei bist”. Wir machen das öfter als wir es zugeben wollen. Glauben und Leben trennen; aber das gehört doch zusammen.


Ein Tipp: Denkt immer mal wieder dran (vor allem in solchen Situationen, wo ihr selber nicht so sicher seid, wie ihr richtig handeln sollt) und fragt: Würde Gott da jetzt mitgehen – oder muss ich den Luftballon des Glaubens vorher auf die Seite legen. Und dann spürt ihr sicher schnell, wohin der richtige Weg geht.


Liebe Konfirmanden, ihr merkt: Mit dem Luftballon des Glaubens zu leben, sein Leben mit Gott zu gestalten, das ist ganz schön vielfältig. – Auf der einen Seite ist er sehr anhänglich, er will immer in deiner Nähe sein. Da braucht man gar keine Eisenketten, ein dünner Faden, ein bisschen Gottvertrauen verbindet euch schon ganz schnell. Ihm ist vor allem wichtig, dass du dich an ihm festhältst. – Dass du ihn nicht loslässt.


Du hast einen Gott, der dich durchs Leben begleitet, ganz egal, wohin es dich verschlägt. Ob nach Alaska oder Neuseeland, zu David Guetta oder ins Krankenhaus: Da gibt es diesen Gott, der nicht nur „da ist”, sondern dir Kraft geben kann, damit du aufrecht und mutig durchs Leben gehst.


Weil du mit ihm etwas Besonderes hast; und weil du durch ihn etwas Besonderes bist.

 

Amen.

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