2016-01-17 - Letzter Sonntag nach Epiphanias - Renate Switala

(Predigt Text: 2. Korinther 4, 6-10)


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Herr, schenke Reden, Hören und Verstehen durch deinen Heiligen Geist .Amen.

 

In unserem Leben erfahren wir wie Glück und Leid eng beieinander liegen. Gott schenkt uns Augenblicke von Schönem und Glück in unserem Leben: Ein Ehepartner, ein langjähriger Freund, der vorbehaltlos zu einem hält, dies ist großes Glück. Ein quicklebendiges kleines Kind, das fröhlich über Pfützen springt, da erleben wir die kindliche Freude voller Lebendigkeit.

 

Ein schöner warmer Sommertag, der die Natur und unsere Umgebung in schönstes Licht taucht, dann erfahren wir Geborgenheit und erleben die Schönheit der Schöpfung. Da denke ich besonders an die vergangene Woche. Wie habe ich mich gefreut als es anfing zu Regnen und die Temperaturen angenehmer wurden. Glückliche Momente wollen wir festhalten und nicht mehr loslassen.

 

Aber es gibt Tage, in denen unser Leben trist und grau erscheinen. An denen die Gleichförmigkeit des Arbeitsalltages uns niederdrückt. Tage an denen Traurigkeit und seelische Probleme uns belasten. Stunden, in denen es Abschiednehmen heißt von Angehörigen und Freunden.

 

Im Predigttext für den heutigen Sonntag können wir manche Ähnlichkeiten hierzu entdecken. Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, in der er ebenso leidvolle wie beglückende Erfahrungen gemacht hat.

 

(Ich lese 2. Korinther 4, 6-10 nach der Übersetzung „Hoffnung für alle“):

6 Denn so wie Gott einmal befahl: "Licht soll aus der Dunkelheit hervorbrechen!", so hat sein Licht auch unsere Herzen erhellt. Durch uns sollen nun alle Menschen Gottes Herrlichkeit erkennen, die in Jesus Christus aufstrahlt.

7 Diesen kostbaren Schatz tragen wir in uns, obwohl wir nur zerbrechliche Gefäße sind. So wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst.

8 Die Schwierigkeiten bedrängen uns von allen Seiten, und doch werden wir nicht von ihnen überwältigt. Wir sind oft ratlos, aber nie verzweifelt.

9 Von Menschen werden wir verfolgt, aber bei Gott finden wir Zuflucht. Wir werden zu Boden geschlagen, aber wir kommen dabei nicht um.

10 Tagtäglich erfahren wir am eigenen Leib etwas vom Sterben, das Jesus durchlitten hat. So wird an uns auch etwas vom Leben des auferstandenen Jesus sichtbar.

 

Im heutigen Predigttext werden uns Höhen und Tiefen eines Lebens nahegebracht. Der Apostel Paulus hat ein spektakuläres Leben gelebt mit allen Höhen und Tiefen. Sein Leben spiegelt sich in seinen Zeilen an die Gemeinde in Korinth. Der zweite Brief des Paulus an die Korinther ist wohl sein persönlichster Brief. Als Paulus seinen zweiten Brief nach Korinth sandte, stand für ihn viel auf dem Spiel. Seine Autorität und sein Ansehen drohten in Korinth zerstört zu werden. Kritiker außerhalb der Gemeinde waren laut geworden: „Paulus kann niemals ein von Gott beauftragter Apostel sein. Schaut ihn doch euch einmal an. Schwach und krank ist er. Aus ihm kann nicht der Geist Gottes sprechen.“ Vermutlich hatten so oder ähnlich umherziehende Wandermissionare über Paulus geredet. – Er war vielleicht ein schwacher und gebrechlicher Mann. Aber Gott konnte Großes durch ihn vollbringen, weil dieser Schwächling bereit war, sich von Gottes Kraft und von Gottes Geist erfüllen zu lassen - und weil er bereit war, seine Stärken von Gott in Dienst nehmen zu lassen.

 

Karsten Matthis schreibt in einer Predigt über diesen Text: Es brodelte nur so in Korinth von den Gedanken der Philosophen und umherziehenden Wanderpredigern. Die Bevölkerung von Korinth war aufgeschlossen für alles Neue, für „neue Lehren“ wie die Menschen damals sagten. Die Menschen in Korinth suchten nach einem neuen wahrhaftigen Glauben. Die noch kleine, aber schnell wachsende christliche Gemeinde in Korinth war ebenfalls offen und bereit, Predigern ihr Ohr zu schenken, welche die Lehre von Paulus auf den Kopf stellten. Von Wanderpredigern wurde insbesondere Paulus für seine Worte vom Kreuz angegriffen. Dass Christus für die Menschen am Kreuz leiden musste, damit sich Gott mit den Menschen versöhnte, dies war ein tiefgründiger Gedanke, der nicht jedem behagte. Dass der Mensch ganz und gar auf Christus angewiesen ist und allein durch den Glauben gerettet wird, hörte sich nicht für jedermann gefällig an. Der Apostel musste sich gegen die falschen Propheten verteidigen, die seine Lehre bestritten. Ihm war die Gefahr bewusst, dass die Gemeinde in Korinth vom Evangelium abzufallen drohte. Paulus erinnerte die Glieder der Gemeinde in Korinth daran, dass Gott es war, der ein helles Licht in ihren Herzen hat aufleuchten lassen: „Gott hat euch vom Dunkel befreit und damit seid ihr neue Menschen in Jesus Christus geworden. Die Herrlichkeit Gottes habt ihr erfahren. Nicht aus euch selbst heraus!“ Mit Bildern und Vergleichen versuchte Paulus, den Korinthern es klar zu machen: „Gott hat die Welt durch sein helles Licht geschaffen. Er hat die Welt geordnet und Leben geweckt. Ohne sein Licht wäre die Welt aus dem Chaos nicht entstanden. Das war Gottes erste großartige Schöpfung. Gottes zweite Schöpfung geschah durch den hellen Stern über der Krippe von Bethlehem. Durch seinen Sohn hat er die Menschen erneuert, indem er ein helles Licht in ihren Herzen hat aufleuchten lassen.“ „Schön“, entgegneten die Wanderprediger dem Paulus, „warum gibt es denn noch immer Not und Elend? Warum werden Christen krank und werden von ihrer römischen Obrigkeit verfolgt? Das Sein in Christus muss doch mehr sein als ein heller Schein in den Herzen, der dann und wann einmal aufflackert. Wo bleiben der Frohsinn und die Hoffnung auf das ewige Leben? “

 

„ So einfach ist es nicht“, antwortete Paulus, „mir ist Leid nicht fremd, aber ich gebe nicht auf.“ und Paulus reagierte auf die Angriffe mit einem weiteren Vergleich: „Wir haben diesen Schatz nur in tönernen Gefäßen! Die Schätze unseres Lebens, das, was unser Leben schön und reich macht, befinden sich in zerbrechlichen Tonkrügen. Ja, wir Menschen sind selbst zerbrechliche Tonkrüge: Wir sind von der Erde genommen und kehren wieder zu ihr zurück. Jeder Krug geht irgendwann zu Bruch, wie unser Leben einmal ein Ende nimmt. Unser Leben ist zerbrechlich. Es bekommt Risse und Sprünge und wird manchmal nur notdürftig gekittet. Ein Tonbecher, der oft benutzt wird, hat bald angeschlagene Stellen, so tragen wir an manchen Stellen unseres Körpers und auch an der Seele Narben.“ Paulus schärft den Korinthern ein: „Uns Menschen widerfährt beides, das Schöne und das Schwere, das Dunkle und das Helle. Lasst euch von falschen Predigern nicht täuschen, es gibt nicht nur das Schöne und das Helle. Nein, wie jede Münze zwei Seiten hat, so hat unser Leben zwei Seiten.

 

Ein Christ weiß um das Ganze im Leben, eben um Freud und Leid, um Erfolg und Stress, um Begeisterung und Depression. In allen Lebenssituationen wissen wir uns aber getragen von Gott.“ Paulus weiß, wovon er spricht. Er hat Höhen und Tiefen in seinem Leben erfahren: Als Verfolger der Christen wird er vom hellen Licht und der Stimme Jesu niedergeworfen. Aber dieses „Damaskus-Erlebnis“ lässt ihn vom Saulus zum Paulus werden. Wenig später als Missionar löst seine Verkündigung Begeisterung für das Evangelium aus, aber er erlebt wiederum, dass seine Gemeinden wankelmütig werden und wieder abfallen. Finstere Stunden durchlebt Paulus mit üblen Anfeindungen und Verfolgungen. Bittere Enttäuschungen widerfahren ihm, aber immer wieder öffnen sich neue Türen mit überraschende Wendungen.

 

Liebe Gemeinde, der Lebensweg des Paulus deckt sich mit unserer Lebenserfahrungen: Unsere Biographien sind zwar nicht so dramatisch, aber die Abfolge von Höhen und Tiefen begleitet auch uns durch das Leben. Wir reifen mit Niederlagen, gar durch Schicksalsschläge. So haben wir gelernt, dass aus Bitterem etwas Neues und Schönes erwachsen kann. Menschen haben Überlebensstrategien entwickeln, um mit dem Dunkeln im Leben fertig zu werden. So bekommt das vermeintlich banale Sprichwort: „Scherben bringen Glück.“ einen überraschenden Hintersinn, den wir mit unseren eigenen Lebenserfahrungen füllen können. Auch wenn manches zu Bruch geht, aus Scherben kann sich überraschend Gutes entwickeln.

 

Gott hat uns seinen Schatz, sein helles Licht, in ein irdisches Gefäß gegeben. Das bedeutet: Wir sind zerbrechlich und können oft dem Außendruck nicht standhalten. Aber selbst wenn wir an einer Stelle zu Bruch gehen, bleiben wir in Gottes Hand behütet und geborgen. Gott gibt uns unserer Trübsal und Angst nicht preis. Sein heller Schein weckt in uns Lebenskräfte. So schließt unser Glaube sowohl die Hoffnung auf das ewige Leben als auch unweigerlich das Kreuz ein. Ohne Karfreitag wäre Ostern ein unverständliches Fest. Und ohne die Osterkerze wäre die Welt dunkel. Menschliches Leben ist nicht spannungsfrei und wir können den Lasten nicht entkommen, aber der Glaube,-- Gottes helles Licht, das gibt uns Orientierung und weist uns über unser eigenes Leben hinaus, auf eine Welt in der Gott alle unsere Tränen abwischen wird, da er uns erlöst hat.

 

Das Licht siegt über die Finsternis! Alles wird neu und heil. Himmel und Erde werden eins. Manchmal gibt es solche besonderen Momente: Lichtblicke, Sternstunden, Unbegreifliches, Unfassbares. Wo Hoffnungsträger erscheinen, gibt es solche Momente, die alles verändern. In Jesus war das Licht Mensch geworden. Das Licht, die Hoffnung, der offene Himmel. Er war der Messias, Gott im Menschen, Licht vom Licht, Herrlichkeit im Chaos.

 

Amen


Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne In Jesus Christus. Amen.

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