2016-02-07 - Estomihi - Pastor Dr. Christian Nottmeier

 

Predigttext: 1 Kor 13,1-3 (Epistel) und Mk 8, 31-38 (Evangelium)


Felsenfester Glaube (Friedeburg Wenhold)


Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe… diese drei: die Themen des heutigen Sonntags, der den Namen Estomihi hat.
Estomihi: SEI MIR ein starker Fels, Herr!


Glaube: Wer wünscht sich nicht einen felsenfesten Glauben? Ja, ich bitte mit dem Psalmisten: Sei mir ein Felsen, Herr! Ein Felsen, wenn wo ich Halt finde, wenn es stürmisch um mich wird, wenn ich hin und hergerissen werde von Angeboten, Anforderungen, Anfechtungen…


Ich kenne niemanden, der mit seinem Glauben schon Berge versetzt hat. Ich wünsche uns aber, dass wir jeden Tag das Vertrauen und die Kraft geschenkt bekommen, die Steine, die uns in den Weg gelegt werden - einen nach dem andern - zur Seite zu schaffen.


Oft ist unser Glaube kindlich, doch ich wünsche uns allen, dass er stärker und stärker wird. Der Glaube ist kein Fertighaus. Unser Leben lang bauen wir daran. Ich werde dabei an ein Lied erinnert, das wir im Kindergottesdienst gesungen haben: “Der Kluge baut sein Haus auf Felsengrund…und der Regen fällt herab und die Flut stiegt hoch… und das Haus auf dem Fels bleibt stehn.” Unser Glaubenshaus hat die Taufe als Grundstein; und das Kreuz ist das Zeichen, das uns an diesen Grundstein erinnert. Nicht zufällig heisst es bei der Taufe, “nimm hin das Zeichen des Kreuzes”. Das Kreuz bleibt für uns Christen darum immer das Fundament, besonders in der Passionszeit, die ja heute anfängt. Am Kreuz hat Jesus das für uns Unglaubliche vollbracht: für dich und mich…


Immer wieder haben Leute für ihren Glauben ihr Leben lassen. Das war damals, als Paulus diesen Brief an die Korinther schrieb, so und auch heute noch. Könnte es sein, dass auch wir ein Kreuz zu tragen bekommen, weil wir glauben? Lasst uns dabei nicht vergessen, dass Jesus auch in unserm Kreuz dabei ist. Mit dem Gesangbuchdichter bitte ich: “Bleib mit deiner Treue” (- blau ist ja die Farbe der Treue - ), “Beständigkeit verleihe…” damit unser Glaubenshaus nicht wankt.


Hoffnung (Jean Köstlin)


Wir leben in einer Welt, die voller Unsicherheiten ist. Wir brauchen nur die Nachrichten anzuschauen, um ein mutloses Gefühl zu bekommen und nach weiterer Hoffnung zu suchen. Dabei wird Hoffnung oft auf die ökonomische Lage, einen bestimmten Sportler oder etwas sonstiges gesetzt. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ – dieses bekannte Zitat beschreibt die unendliche suche nach Hoffnung bis ans Ende.


Jesus will ein Teil unserer Hoffnung sein. Eine Hoffnung, die viel tiefer ist, und viel weiter reicht als unsere alltägliche Hoffnung. Diese Hoffnung soll alle andere Hoffnung überstrahlen. Gott ist die Quelle dieser Hoffnung, und dies dank Jesus der von den Toten auferstanden ist, um uns eine wiedergeborene und lebendige Hoffnung zu geben.


Diese Hoffnung ist lebendig. Dass heißt, das sogar wenn es uns jetzt nicht gut geht, dürfen wir in Hoffnung durch unseren Glauben vertrauen,dass das Gute doch am Ende siegen wird und dass unsere tiefste Hoffnung bei Gott in Erfüllung gehen wird.


Das Bild vom Anker repräsentiert folgendes: der Anker hält bei Stürmen ein Schiff sicher vor Gefahren, die es drohen unter gehen zu lassen. Und im Hafen hält er das Schiff am rechten Platz . Genau so gibt die Hoffnung an ein ewiges Leben durch die Liebe Gottes uns einen Anker zum Festhalten, der uns in Stürmen nicht gegen Felsen prallen lässt und im ruhigen Wasser uns standfest am Platz hält.


Grün, auch eine liturgische Farbe, ist die Farbe einer aufgehenden Saat, der Beginn eines neuen Lebens und dadurch einer neuen Hoffnung. Diese Symbolik verweist zur Auferstehung Jesu und dem neuen Leben auf das wir dadurch hoffen dürfen.


Liebe (Ute Feucht)


“Wenn ich die Sprachen aller Menschen spräche“ – so beginnt unser Text. Dieser Satz erinnert mich an unser Land mit unseren 11 Landessprachen. Wie oft ist Sprache eine Barriere. Wie oft wünsche ich mir bessere Verständigung zwischen den so unterschiedlichen Menschen, die dieses Land ihr Zuhause nennen. Wenn wir uns den Abschnitt anschauen der diesem Text vorraus geht (1. Kor 12) – dort geht es darum, dass wir alle Glieder eines Leibes sind. Das erinnert mich an unsere „Rainbow Nation“ – dieses Konzept an dem wir nun schon 2 Dekaden lang knabbern. Gerade in letzter Zeit hat dieser Regenbogen wieder ernsthafte Bruchstellen aufgewiesen.


Als Christen mӧchten wir doch das die Bibel uns Wegweisung in schwierigen Lebenssituationen gibt. Somit sollten wir vielleicht erneut hinhӧren, wenn da steht: Soll ein Leib nur aus Ohren bestehen? Oder nur aus Füßen? Oder vielleicht nur aus Gehirnen? Oder nur aus Herzen? Eigentlich wissen wir, dass dieses nicht sinnvoll ist. Und doch erwarten wir in unserem alltäglichen Leben, dass alle ähnlich sein sollen. Denn wir hoffen das das Leben dadurch unkomplizierter wird.


Und doch sagt unser Text, dass es nicht um die Unterschiede zwischen Menschen geht, nicht mal über die Art der Verständigung (die „Sprachen“), sondern um den Umgang miteinander – in kurz, nichts geht über die Liebe. Nicht kitschig, nicht angeklebt, sondern hier ist die Rede von einer Liebe, die das Herz verändert. Diese Liebe is geduldig und gütig, sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Diese Liebe ist taktvoll, sucht nicht den eigenen Vorteil, wird nicht zorning und freut sich nicht über die Fehler der Anderen, sondern über das Recht. Und diese Liebe gibt niemals jemanden auf. Dieses ist also eine Liebe, die die Augen verändert, mit denen ich jemanden ansehe.


Diese Liebe kann in uns wachsen, wenn wir das Wort Gottes als unseren Spiegel verwenden, denn ja, wir sehen und verstehen diese Welt nur stückweise, und wir sehen das Bild nur in einem trüben Spiegel, wie unser Text es uns sagt. Doch ist der Spiegel der täglichen Nachrichten und Zeitungen oft nicht nur trübe, sondern düster. Dann werden wir leicht missmutig und traurig, und fragen uns wo denn alles Enden soll. Lasst uns also an der zentralen Botschaft dieses Textes festhalten – die Liebe verändert Menschen zum Guten, und somit auch das menschliche Miteinander.


Erkennen, wie ich erkannt bin (Christian Nottmeier)


Wir sehen ein dunkles Bild – so beschreibt es Paulus. Ein Spiegel, der zwar die Umrisse erkennen lässt, aber kein volles Bild der Wirklichkeit wieder gibt. Für Paulus wird das zum Sinnbild unseres Lebens. Bruchstücke sind wir, Ruinen unserer Vergangenheit, mit Narben, die uns das Lebens geschlagen hat. Tastende, Suchende, Sehnende. Begierig, das ganze Bild zu sehen, das wir allenfalls erahnen können. Aber zugleich sind wir mehr als das. Wir mögen Fragmente sein, Bruchstücke. Aber Fragmente können zusammengesetzt werden zu eimem Ganzen. Aus Fragmenten, aus einem Torso, kann ein ganzes Kunstwerk werden. Darin liegt unsere Zukunft. „Dann werde ich erkennen, wie ich von Gott erkannt bin.“ Dann wird offenbar, dass Gott aus Glaube, Hoffnung und Liebe ein ganzes Kunstwerk aus mir macht.


Das, was mich wertvoll macht, bin ich nicht aus mir selbst heraus. Es ist der Kern meiner Existenz, den Gott mir schenkt. Die Alten nannten das Seele, auch wenn damit kein körperliches Organg beschrieben werden kann. Jesus mit seinem Weg und seiner Geschichte ging es genau darum, diesen Kern unseres Lebens, unsere Seele, die uns vor Gott wertvoll macht, uns sichtbar zu machen. Weil wir Gotteskinder sind. Er fragt: „Was hülfe es, wenn wir die ganze Welt gewönnen und nähmen doch Schaden an unserer Seele?“


Wenn wir in den folgenden Woche Jesu Passion betrachten und auf sein Kreuz und seine Auferstehung sehen, dann sollen wir in diesen Geschichten auch uns selbst wiedererkennen, unser Kreuz und unser Leid, um darin Gott zu finden. Und daran lernen, dass auch in der tiefsten Not an uns Glaube, Hoffnung und Liebe wirken können.


Das mag uns dann auch Kraft geben für die Nöte und Sorgen, die unser Leben und auch das Leben in diesem Land für uns bereithalten. „All we need is love“, so sangen es schon die Beatles. Und das ist alles andere als banal oder platt. Es ist die Liebe Gottes, die uns rettet, die uns einen Wert gibt, der uns dem Zeitlichen, dem Zufälligen entheben soll.


Darin liegt ein Zuspruch und ein Anspruch. Desmond Tutu beschreibt dies in einer Trauerrede auf Beyers Naudé aus dem Jahr 2004 für jeden einzelen Christen und für dieses Land Südafrika so: „Gott will, dass wir ein Vorzeigeland werden, ein Land des Mitgefühls, der gegenseitigen Fürsorge und der Freundlichkeit, ein Land des Lachens, des Friedens und des Wohlergehens, ein Land, wo jeder, wirklich jeder zählt, weil jeder Gott in sich trägt, weil jeder von unendlichem Wert ist ...!“


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