Liebe Gemeinde!
Wenn ich die Frage stellen würde, warum ihr heute hier seid und nicht irgendwo bei einem Picknick am Damm, dann würdet ihr bestimmt viele verschiedene Antworten geben u.a vielleicht: Ich bin hier mein Glaubensleben zu vertiefen. Auf die Frage: Worum geht es im christlichen Glauben, worum geht es euch, würden sicher ähnlich viele verschiedene Antworten folgen. Geht es dabei darum, dass uns gesagt wird, wie wir leben sollen, wie wir uns zu benehmen haben, geht es darum zu hören, was wir als Christen dürfen und nicht dürfen, um das, was wir sollen und nicht sollen? In unserem Text für heute, schreibt Paulus genau darüber: wie wir uns verhalten sollen.
{1.Thess. 4, 1-8}
Heute, in unserem Text wird es uns klar, dass es um eine Reihenfolge geht. Also: nichts sollen wir zuerst tun oder vorbildlich leben damit wir vor Gott annehmbar, gerecht gesprochen, gerettet, und so Gottes Kinder werden. Nein, im Gegenteil, Paulus spricht hier zu solchen, die schon glauben, die schon zu Jesus Christus gehören, nicht weil sie so gut und vorbildlich gelebt haben, sondern, weil sie glauben, dass Gott sie selbst als Sünder angenommen hat, dass er sie gerecht gesprochen hat, obwohl sie nicht gerecht waren – es ist totales Geschenk. Wer dieses Handeln Jesu im Glauben annimmt, bekommt eine neue Identität – nun sind wir gerechtgesprochene Sünder. Wir gehören zu ihm - Er bestimmt unser Denken und Tun!
Ich geh davon aus, dass ihr stolz seid sagen zu können: Ich heiße Meier, Schmidt, Hummel oder Tiedemann, dass ihr ja sagt zu eurer Familienzugehörigkeit, -identität. Umso mehr ist es so, wenn ihr eure Eltern und Großeltern geliebt habt und sie euch; und noch mehr ist das so, wenn in der Geschichte eurer Familie besondere Dinge passiert sind – das macht stolz. Ihr identifiziert euch gern mit eurer Familie. Darum ist es euch auch wichtig so zu leben, dass ihr eurer Familie keine Schande macht, auch aus Respekt euren Eltern und Vorfahren gegenüber. So gilt das auch für uns, dadurch, dass wir zu Jesus Christus gehören, haben wir eine neue Identität, “das Alte ist vergangen, Neues ist geworden”, sagt Paulus an einer anderen Stelle. (2. Kor. 5:17) Als solche spricht er uns heute an, uns, die wir im Namen Jesu leben und leben wollen. Nun sagt er: Weil ihr zu Jesus Christus gehört, der euch alles geschenkt hat, darum lebt so, dass ihr ihm Ehre macht. Lebt das, was ihr seid, Beschenkte, Angenommene, Geliebte!
Am Anfang unsers Lebens, an unserem Tauftag, oder vielleicht bei manchen auch viel später, hat Gott uns zu seinen Kindern gemacht und wir sollen vollkommener werden, sagt Paulus – das Empfangene sollen wir vermehren. Und noch einmal, nicht, damit wir annehmbar werden, sondern: weil wir angenommen sind. Ich bin immer wieder erschrocken darüber, wie viele Menschen diesen Unterschied nicht verstanden haben und immer wieder Angst haben nicht genug getan zu haben, von Gott angenommen zu werden. Manche versuchen das durch ihre ernstgemeinte Frömmigkeit und Spiritualität. Nur: Gott braucht unsere Frömmigkeit nicht, wir brauchen sie, wir brauchen die Lob- und Danklieder, das Gebet, das tägliche Bibellesen und regelmäßige Gottesdienste. Diene uns, damit wir unseren Blick immer wieder auf Gott richten. Gott braucht unser liebendes Herz, unsere wahrnehmenden Augen und unsere umsorgenden Hände.
Nun nennt Paulus (hier im Text) beispielhaft zwei Bereiche des täglichen Lebens, wo wir das von Gott Geschenkte vermehren können, nl. Die Ehe und das Geschäfts- oder das Arbeitsleben.
1.
Wo Menschen zusammen leben, ist es nicht immer einfach, besonders dann nicht, wenn sie sehr eng und verbindlich miteinander leben müssen. Deshalb tun sich auch viele Ehen sehr schwer. Finden wir in der Ehe das erwartete Glück und Leben? Warum dann so viele Ehescheidungen? Wird die Liebe im Laufe der Jahre in der Ehe reicher oder das Leben und das Glück vollkommener? In wie vielen Ehen ist vom anfänglichen Glück nur noch ein Sichgegenseitig-dulden geblieben? Entscheidend ist wie wir miteinander umgehen. Der Apostel erinnert die Thessalonicher an die Gebote in denen Gott uns geboten hat, wie wir miteinander umgehen sollen. Gott hat uns diese Gebote nicht gegeben, um uns einzuengen, oder Gebote mit denen wir vor Gott bestehen oder gerecht werden sollen. Er hat sie uns auch nicht gegeben, damit er uns damit wieder verurteilen kann. Nein, diese Gebote sollen uns eher helfen mit dem Leben fertig zu werden. Sie sollen das Leben und Zusammenleben schützen, denn Gott bejaht das Leben.
Aber Paulus redet nicht nur von den Geboten Gottes, sondern von den Geboten, die er den Thessalonichern in der Vollmacht des Herrn Jesus gegeben hat. Daher sagt er: Wir bitten und ermahnen euch in dem Herrn Jesus. Da geht es nicht nur um die steinernen Tafeln die er Moses vor Jahrhunderten gegeben hat, sondern da steht Jesus vor uns – auf ihn sollen wir blicken, auch in der Ehe. Durch die Gebote will Gott unser Leben ordnen und schützen. Wenn wir auf Jesus schauen sehen wir noch mehr. Darin erkennen wir, dass er will, dass wir mit ihm Gemeinschaft haben. Dieses ist ihm so wichtig, dass er seine himmlische Herrlichkeit verlässt, Mensch zu sein, bei uns zu sein, unser Leben zu leben. Damit gibt er meinem, unserem Leben einen ungeheuren Wert. Durch die Gemeinschaft mit ihm, will er mein Leben heilmachen, es heiligen, wo ich mich auch befinde. Wenn ich das für mich weiß und glaube, dann wird sich das auch in meinem Verhalten zum anderen Menschen auswirken, weil ich weiß, dass das genauso auch über das Leben des anderen, steht: dein Leben ist wertvoll, unendlich wertvoll, weil Christus alles gegeben hat dir seine Nähe und Liebe zu zeigen. Ein Verhältnis zu ihm bringt Ehrfurcht vor dem Leben, mein Leben und das Leben des anderen, wer das auch sein mag, auch dem gegenüber mit dem ich mich gestritten habe oder der eine ganz andere Meinung und Ansicht hat als ich. Paulus spricht von Ehrerbietung und Heiligkeit des Lebens. Seht, in der Gemeinschaft mit Jesus bekommen wir andere Augen – wir sehen den anderen anders.
Es geht darum den anderen so anzunehmen wie er ist, denn so hat ihn Gott geschaffen und in Jesus Christus geliebt und angenommen. Das bedeutet, dass ich darauf verzichte, aus dem anderen einen Menschen nach meinem Bilde zu machen. Es heißt auch, dass ich den anderen nicht benutze meine Bedürfnisse und Wünsche auf seine Kosten zu erfüllen – gerade hier nennt Paulus auch den sexuellen Bereich. Gebrauche ich meinen Partner zur Selbstbefriedigung, so entwürdige und entehre ich ihn und entheilige das von Gott gewollte Leben.
Nun noch persönlich an die Ehepartner. Wie schnell gewöhnen wir uns aneinander und jeder Tag wird eine Alltäglichkeit. Ich fordere euch heraus, tut wieder und immer wieder etwas besonderes für euren Partner, wenn auch nur etwas Kleines, das brauch auch nach vielen Ehejahren nicht aufhören – da, wo wir das tun, zeigen wir unseren Respekt, unsere Liebe und Dankbarkeit - wir ehren den anderen. Alle anderen, die nicht verheiratet oder nicht mehr verheiratet sind, können das einem anderen Menschen gegenüber tun. Hier dürfen wir Gott darum bitten: Schenke uns Augen, die so sehen wie du uns siehst, die lieben, weil du uns zuerst geliebt hast. Lasst uns beim anderen, Ehepartner oder sonst, nicht das Eigene suchen, sondern das Empfangene weiterschenken.
2.
Der 2. Bereich den Paulus als Beispiel nennt wo das Leben vollkommener, geheiligt und reicher werden soll, ist der Geschäfts- oder Arbeitsbereich. Paulus sagt: “Niemand soll in Geschäften zu weit gehen und seinen Bruder/seine Schwester schaden oder benachteiligen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft in der es darum geht ständig mehr zu leisten und zu wachsen – wir wollen immer mehr und mehr. Das bringt uns in einen Konkurrenzkampf mit anderen. Wenn aber die Leistung das Wichtigste ist, dann ist der andere nicht mehr der Bruder, sondern nur noch der bedrohliche Konkurrent, den ich überholen oder für meine Ziele ausnutzen muss. Darum bestimmen Angst, Misstrauen und Neid so oft unsere Arbeitsverhältnisse, so leicht führt gerade dieser Druck zu Korruption und Unehrlichkeit. Auch hier erinnert Paulus die Thessalonicher an Gottes Gebot. Das selbstsüchtige Leistungsprinzip ist kein biblischer Begriff. In den Geboten Gottes geht es immer um den Schutz des Lebens und damit auch um den Schutz des Mitarbeiters. So ist die Arbeit aber auch nicht für sich selbst da, sondern ist von Gott als Möglichkeit zum Leben gegeben. Das Leben aber ist mehr als die Arbeit. Gott will nicht, dass die Arbeit uns vom Bruder trennt, sondern, dass sie eine Möglichkeit ist das eigene und das Leben des anderen vollkommener und reicher zu machen. Gott will, dass wir miteinander und füreinander arbeiten. Der Mitarbeiter soll spüren, dass er wirklich gesehen, als Mensch ernstgenommen und respektiert wird, weil eben Gott ihn so sieht. Auch hier geht es um die neuen Augen mit denen wir sehen. Mit Sicherheit ist das nicht einfach und wir schaffen es auch nicht immer, gerade dann, wenn wir enttäuscht oder betrogen wurden. Aber gerade darum geht es in unserem Verhältnis zu Jesus Christus, dass wir von ihm Vergebung empfangen, Kraft bekommen immer wieder an seiner Liebesmission für diese Welt teilzunehmen.
Wir sind zuerst Brüder und Schwestern bevor wir Arbeiter und Mitarbeiter sind. Gott hat uns zu Brüdern und Schwestern gemacht. Darum kann es uns nicht egal sein, in welchen Verhältnissen ein solcher Bruder oder eine Schwester arbeitet und leben muss. Es kann daher auch nicht egal sein, welche Gehälter wir unseren Arbeitern zahlen – es geht darum auch darin Respekt und Achtung vor dem Leben des anderen zu zeigen. Jesus sagt: Dass, was wir einem unseren geringsten Brüdern getan haben, das haben wir ihm getan, oder eben nicht getan. Im Nächsten begegnen wir daher ihm – ihm sollen wir mit unserem Auftreten Ehre machen. So bekommen wir Anteil an Gottes Weg und Ziel für diese Welt und darin sollen wir wachsen.
Herr, wir danken dir, dass du unser Leben reich machen willst. Wir danken dir, dass du uns Menschen an die Seite gegeben hast, damit wir einander helfen zu einem erfüllten Leben. Du hast uns in Jesus Christus gezeigt, wie unendlich wertvoll du uns hältst. Hilf, dass wir uns gegenseitig so wertvoll achten und zu einem vollkommen Leben helfen. Und der Friede Gottes, welcher höher ist.
Amen.