2021-12-25 - 1. Weihnachtstag - Prädikantin Elke von Schlichting

( 1. Joh. 3, 1-3 ) - [ English ] - [ Akündigungen515.51 KB ]


Liebe Gemeinde,

ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei mir kommen jedes Jahr zu Weihnachten ganz viele Erinnerungen an meine Kindheit auf. Auch jetzt noch freue ich mich wie ein Kind auf die Advents- und Weihnachtszeit und daher bin ich dankbar, dass auch der heutige Predigttext etwas mit dem Kindsein zu tun hat. Ich lese aus 1. Joh. 3,1-2: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! Darum erkennt uns die Welt nicht; denn sie hat ihn nicht erkannt. Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen: Wenn es offenbar wird,

werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“

Unter idealen Umständen, heißt Kindsein, sich im Geist und Körper frei zu entwickeln mit möglichst wenig Leistungsdruck, im Hier und Jetzt. Kindsein heißt aber auch Regeln lernen, Grenzen akzeptieren, Fehler machen und daraus lernen. Und das alles im von den Eltern liebevoll geschaffenen Raum der Zeit, Liebe, Akzeptanz und Ermutigung; Ein Raum, wo Platz ist für Fehler und immer wieder ein Neuanfang möglich ist und wo Trost und Einfühlsamkeit die wichtige  Unterstützung des Kindseins bietet.

Am heutigen Tage erinnern wir uns an solch einen Raum – kein großes Kinder- oder Spielzimmer wohlhabender Eltern, sondern ein Stall in Bethlehem, genau dort, wo Jesus geboren ist.  Und damit bin ich zurück bei meinen Kindheitserinnerungen zu Weihnachten. Ich erinnere mich gut an die wunderschöne Holzkrippe, die unter dem Weihnachtsbaum stand. Geschnitzte Krippenfiguren aus dem Erzgebirge wurden in einem Stall, den mein Opa selbstgebaut hatte, aufgestellt. Es war und ist heute noch für mich der schönste und wichtigste Weihnachtsschmuck im Weihnachtszimmer. 

Wir wollen uns heute auf eine kindliche Entdeckungsreise dieser Krippenfiguren machen, denn auch in unserem Leben sind sie bedeutungsvoll. Lasst uns mit Liedern das freudige Weihnachtswunder besingen. Denn wenn es einen Tag im Jahr gibt, der von nichts überschattet und nur von Freude und Liebe sprechen sollte, dann ist es Weihnachten. So lasst auch eure Kindheitserinnerungen erwachen, spürt noch einmal die weihnachtliche Vorfreude, bewundert die Engel, Hirten und die Schafe, die Krippe, Maria und Josef, das Jesuskind, die weisen Männer und den Stern von Bethlehem, und erinnert euch an die Heilige Nacht.

  1. Die Vorfreude

Vorfreude ist die schönste Freude – so sagt es ein altes deutsches Sprichwort. In Europa ist die weihnachtliche Vorfreude etwas ganz besonderes. Die Weihnachtsmärkte, der Glühwein, die erleuchteten Fenster und geschmückten Gassen vermitteln das Weihnachtsgefühl viel stärker, als unsere Sommerhitze, die gebogenen Kerzen am Weihnachtsbaum, die viel zu weiche Butter beim Plätzchenbacken. Und dennoch ist unsere südafrikanische Weihnacht etwas ganz Besonderes. 

Das Lied „Somerkersfees“ von Jannie du Toit gehört in Südafrika einfach zu Weihnachten. Es ist für viele das Lied, das die tiefe Verbundenheit mit und Dankbarkeit über unser schönes Land zum Ausdruck bringt, ein weites Land, in dem sich die Endlosigkeit der Liebe Gottes durch die Geburt Jesu zu allen Menschen widerspiegelt. 

Lied: „Somerkersfees” (ca. 3 min.)

  1. Die Engel

Ein Engel zu sein und einen Schutzengel zu haben, sind für Kinder anschaulich und wichtig. Aber auch ich als Erwachsener glaube an Engel. Engel sind ein Bild dafür, dass Gott bei mir ist. Sie vermitteln das Gefühl und die Wärme, nicht allein gelassen zu sein, sondern sich durch Gott geliebt und begleitet zu wissen. Die Weihnachtsengel öffnen uns den Himmel und verbinden Gott und Menschen durch die Liebe. Wo sind die Engel in deinem Leben? Nimmst du sie wahr? Oder wo erfüllst du eine Engelsrolle? Wo begleitest du jemanden, gibst ihm das Gefühl der Liebe und Wärme, dass er sich nicht allein gelassen fühlt? Ein wertvoller Gedankenanstoß in dieser Weihnachtszeit. 

Lied: „Engel auf den Feldern singen“ (Melodie EG 54) (ca. 3 min.)

  1. Die Hirten und Schafe

Die Hirten waren die Ersten, die es erfuhren, mitten in der Nacht. Einfache Leute, alte und junge ohne Dach über dem Kopf. Irgendwo, „auf freiem Feld“ hatten sie ihr Lager aufgeschlagen und um sie herum waren ihre Schafe und Lämmer, Symbole für Wehrlosigkeit und Unschuld. Warum waren es gerade die Hirten, die zuerst die Botschaft hörten? Und warum draußen auf dem Felde, statt auf dem Marktplatz oder bei einer öffentlichen Veranstaltung? Weil die Hirten die einfachen Menschen waren, Menschen wie du und ich. Sein Sohn kam in erster Linie zu den einfachen Menschen, Menschen, die hoffen und wachen, aber auch Menschen, die in der Dunkelheit und Angst, in Not und Bedrängnis leben. 

Auch du bist der Hirte deines Lebens – zu Weihnachten kommt Gott ganz persönlich zu dir in dein Leben, das du zu meistern versuchst, mit allen Höhen und Tiefen – genau zu dir kommt Jesus zuerst – mach dich auf und gehe ihm entgegen.

Lied: „Als ich bei meinen Schafen wacht“ (ca. 2 ½ min.)

  1. Die Krippe und der Stall

Genauso wie wir zu verstehen versuchen, warum die Hirten es zuerst erfuhren, so versuchen wir auch zu verstehen, warum Jesus in eine Krippe gelegt wurde. In einer Krippe finden Tiere Nahrung, die sie zum Leben brauchen. Und im Jesuskind finden wir Nahrung für die menschliche Seele. Die Krippe ist ein Zeugnis der Menschlichkeit Gottes und verkörpert das Geheimnis seiner Fleischwerdung. Gott ist in Jesus Mensch geworden. In ihm können wir Gott begegnen. Wie sieht es in deinem Leben aus? Wo findest du deine geistliche Nahrung? In den leuchtenden Luftschlössern gebaut auf Äußerlichkeiten und weltlichen Freuden oder in der Krippe im Stall, oft als Ruine dargestellt um die Zerbrochenheit unseres Lebens zu symbolisieren und unsere Abhängigkeit zum Ausdruck zu bringen, dass unser Heil nur bei Christus liegt.

Lied: EG 37: V. 1, 4, 9 „Ich steh an deiner Krippen hier“ (ca. 2 min.)

  1. Maria und Josef

Als Kind möchte jedes Mädchen zumindest einmal in ihrem Leben die Maria im Krippenspiel gewesen sein, während jeder Junge auch mal Josef spielen möchte. Die Figur der jungen Mutter Maria verkörpert die Reinheit und Unverdorbenheit. Aber auch ein Vorbild der Bescheidenheit, Gehorsam und Stärke. Sie ist meistens in kniender oder sitzender Körperhaltung neben der Krippe positioniert und trägt fast immer einen blauen Mantel. Blau ist die himmlische Farbe, die Marias Rolle als Mittlerin zwischen Himmel und Erde verdeutlicht, eine Farbe, die aber auch für Glauben und Treue steht. Zu ihrer Seite wird der Vater Josef meist als bärtiger Mann mit Laterne und Stab, rechts neben die Krippe platziert. Während die Laterne für Licht und Hoffnung steht, weist der Stab Josef als Beschützer der Familie aus. Ein Mann, der es wirklich nicht leicht hatte, die ganze Situation zu verstehen. Und doch, wie Maria, schiebt er seine eigenen Interessen und Zukunftspläne in den Hintergrund, hört er auf Gott und nimmt seinen Auftrag an. Vorbild der Folgsamkeit. Nicht nur als Kind möchte mancheine eine Maria sein oder mancheiner ein Josef, nein, auch als Erwachsener stehe ich mit Verlangen vor diesen beiden Menschen und wünsche mir, dass ich Gottes Wegweisung genau so deutlich wahrnehme wie sie und ihr folge, wie sie, ohne Fragen und ohne Kompromisse. Geht es dir auch so?

Lied: „Josef, lieber Josef mein“ (ca. 2 min.)

  1. Das Jesuskind

Beim Anblick des Jesuskindes wird eine unglaubliche Dankbarkeit in mir wach über Gottes Geschenk des Lebens. Das Geschenk Jesu, das Geschenk meiner Familie, meiner Kinder, meines Enkelkindes, das Geschenk meiner Freunde, Kollegen und das Geschenk unserer Gemeinde.

Die unendliche Liebe zu uns, die in Jesu Geburt zum Ausdruck kommt, ist Segen für uns alle und befreit uns zum Leben, was immer dieses Leben für uns bereithält. Ein Säugling in einem ärmlichen Stall. In ihm wird Gott als Mensch unter uns lebendig. Jesus, "Gott, der Herr, hilft" und "Gott, die Rettung". Jesus lädt uns ein, uns mit allen Fragen, mit unserer Verzweiflung, mit allen Nöten oder was auf unseren Schultern lastet, fest auf ihn zu verlassen. Er trägt uns. Nicht nur zu Weihnachten, sondern immer, jeden Tag deines Lebens.”

Lied: “Mary, did you know” – von Schlichtings (ca. 4 min.)

  1. Die heiligen drei Könige und der Bethlehemstern

Die Erscheinung der heiligen drei Könige, der weisen Männer ist mit zahlreichen Geschichten und Legenden verknüpft. Weder ihre Namen noch ihre Herkunft oder ihre Anzahl sind bewiesen. Aber als Kind beeindruckten sie mich sehr und sie gehören in jedes Krippenbild hinein. Vielleicht weil sie darauf hindeuten, dass sogar die Könige sich vor einem noch größeren König verneigen, dem Retter und Heiland der Welt. Anders als die Hirten, die einfach richtungslos losliefen, folgten der Erzählung nach die Könige dem hellen Stern, der biblisch als Symbol für Jesus Christus, dem wahren Retter steht. Aber das Beeindruckendste ist die gemeinsame Anwesenheit der Hirten und Könige im Stall an der Krippe. Ein Symbol für die Gleichheit aller Menschen vor Gott. Bist du König oder Hirte? Wurdest du zu Gott hingeführt oder hast du den Weg selbst gefunden? Oder bist du noch unterwegs?

Lied: EG 544, V. 1-3 „Stern über Bethlehem“ (ca. 2 min.)

  1. Heilige Nacht

Und so stehen wir jedes Jahr wie Kinder da, erinnern uns daran, wie das Weihnachten damals war.  Wir hören die Weihnachtsgeschichte mit erneuter Verwunderung über das unglaubliche Geschehen vor mehr als 2000 Jahren und wir blicken auf die Krippe und sind dankbar, dass dort bei dem Jesuskind jeder seinen Platz hat, ob Engel, König, Hirte oder Schaf, ob alt oder jung, arm oder reich, ob fröhlich und dankbar oder ob verzweifelt und fragend.  Die Heilige Nacht hat die Welt verändert.

Durch Jesus ruft Gott uns, seine Kinder zu sein, und er wünscht sich alle Jahre wieder, dass wir seinem Ruf folgen und dass die Welt ihn durch uns erkennt und ihm folgt. Amen.

Lied:  „O, holy night“ – Hanko & Jannik (V. 1 und Refrain,) Gemeinde (V. 2 und Refrain) (ca. 4 min.)


 

 

 

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