2023-07-16 - 6. Sonntag nach Trinitatis - (DE) - Hauskreis Wolf

( Jesaja 43, 1-7 ) - [ English ]


„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus“

50 Jahre waren sie schon weg von Zuhause. 

Weg von der Heimat, den Verwandten, ihrem Hab und Gut. 

Weg von ihrer Kultur, ihrer Tradition und Religion. 

Keine Verbindung zu den Hinterbliebenden- keine Post, kein Zoom, kein Whatsapp. 

Weg vom Tempel, weg von Gott?

Wir befinden un sim Jahr 538 vor Christus. Die Juden waren nicht freiwillig in dieser Situation. Die Babylonier hatten die Juden militärisch besiegt und als Gefangene ins Exil nach Babylon genommen.

Das war jetzt 50 Jahre her, die erste Generation lebte schon teilweise nicht mehr. Die zweite und dritte Generation lebte nun im fernen Babylon – mal unter sehr schwierigen, mal besseren Umständen – je nach dem wer gerade an der Regierung war. 

Aber so langsam, und immer mehr, hatten sie sich mit der Situation arrangiert und daran gewöhnt. Einige hatten gute Jobs, andere fanden Gefallen an der am Anfang fremdartigen Kultur. Und einige vergaßen Jerusalem und wollten gar nicht mehr zurück.

Das babylonische Reich war nicht mehr so schreckhaft und war am zerbröseln.  Der Perserkönig Kyros hatte die Babylonier besiegt und war jetzt Regent. Er war den Juden freundlich gesonnen, bot ihnen Jobs an und ließ ihnen ihren Glauben. Und schließlich gab er ihnen ihre Feiheit. Sie konnten nach Hause – oder in den neuen Umstäden bleiben.

Nur dieser Prophet, dieser Jesaja, erinnerte die Juden immer wieder daran, wo sie herkamen und wo ihr eigentliches Zuhause ist.

Und hier setzt unser Predigttext ein:    Ich lese aus Jesaja 43, 1-7:

Jetzt aber - so spricht der HERR, der dich erschaffen hat, Jakob, und der dich geformt hat, Israel: 

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!

Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen.

Denn ich, der HERR, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter.

Ich habe Ägypten als Kaufpreis für dich gegeben, Kusch und Seba an deiner Stelle. Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist  und weil ich dich liebe, gebe ich Menschen für dich  und für dein Leben ganze Völker. 

Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei und vom Westen her sammle ich dich. Ich sage zum Norden: Gib her! und zum Süden: Halt nicht zurück! 

Führe meine Söhne heim aus der Ferne, meine Töchter vom Ende der Erde! Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist, habe ich zu meiner Ehre erschaffen, geformt und gemacht.

Also auf nach Hause? Zurück den ganzen langen beschwerlichen Weg durch Wüsten und Flüsse? Zurück in ein zerstörtes Jerusalem und Stadtmauern, Schulen und Tempel? Hier alles loslassen?

Warum soll ich mich auf dieses Wagnis einlassen. Warum soll ich diesem Jesaja glauben, daß Gott das will und mit uns ist?

Interview zum Thema Bungee (Renate und Nicky) 

 Auf Brücken in der ganzen Welt finden sich Menschen eingegurtetet und mit einem dicken Seit um die Füße. Sie stehen an einer Kante weit über den Abgrund. Manche sind still und zögerlich, andere sprechen sich selbst Mut zu. Einige machen makabre Scherze. Sie sind noch gesichert mit Karabinerhaken und Mitarbeiter sprechen ihnen Mut zu und geben nützliche Tipps. Alle Mitarbeiter strahlen Spass an ihrer Arbeit aber auch Verantwortungsbewusstsein aus – sie alle sind schon oft gesprungen. Jeden Morgen springt jemand von ihnen und testet die Seile und Konstruktion. 

Dann kommt der Moment des Absprungs für den Mutigen an der Kante in schwindelnder Höhe . Der letzte Karabinerhaken wird gelöst und man hört: 5 – 4 – 3 – 2 – 1 … Bungee!

Im Vertrauen auf das Seil und auf die technische Sicherheit des ganzen Systems tasten sie sich schließlich doch Schritt für Schritt vorwärts und wagen den Sprung. Manch einer staunt am Ende über den eigenen Mut!

Ein doppeltes Netz hält sie: das eine aus einer gut durchdachten Konstruktion des Seils und das  andere aus Menschen, die ihre Erfahrungen weitergeben und Mut machen.

Fürchte dich nicht, denn du wirst gehalten - so könnten wir auch die Grundaussage unseres Predigttextes heute verstehen. 

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!
Es ist ein Wort, das seit mehr als Zweitausend Jahren Menschen getröstet und ermutigt hat und viele auch als Taufspruch oder Konfirmationsspruch durch das Leben begleitet. 

Ein Wort, das dem Volk Israel und jedem Einzelnen persönlich Gottes unsichtbare Nähe zusagt. Jesaja hatte das Volk Israel nach fünfzig Jahren im babylonischen Exil getröstet und ihnen zugesagt, dass Gott sie nach Jerusalem zurückführen werde. Lange hatten die Israeliten es als Strafe Gottes verstanden, dass sie fern der Heimat leben mussten. 

Durch seine Worte beginnen einige sie zu hoffen, dass sie als Freie zurückkehren werden. Seine Worte sagen ihnen auch: Gott ist es, der dieses alles wirkt. Er ist ihnen gnädig gesonnen:


Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
  
Den Israeliten wird dieses Gotteswort zu einem Protestwort gegen die herrschenden Verhältnisse. Es ist ein Wort der Freiheit – sie gehören nicht mehr dem babylonischen König und auch nicht dem neuen persischen Herrscher, selbst dann nicht, wenn dieser Anspruch auf sie erheben sollte. Sie erinnern sich an Gott, der ihr Volk schon damals aus Ägyptenland befreit hat. Der sie durch das Wasser des Schilfmeeres gerettet hat. Auch wenn fremde Völker und Könige sie bedrängen sollten wie Feuer, werden sie dieses Volk nicht überwinden. 
Die Zusage Gottes stärkt ihr Selbstbewusstsein und macht sie stark gegen die Verlockungen, in der fremden Kultur aufzugehen.
Wie hören wir heute diese Sätze?
Jesus Christus, selbst ein Jude, hat uns Christen in die Verheißung seines Volkes hinein genommen.  Er hat uns gelehrt, Gott als einen lieben Vater anzusehen, den wir vertrauensvoll um Hilfe bitten können.
Das Seil des Glaubens ist durch ihn da bis in unsere Zeit. Durch Christus gehören wir auch zu Gott und hören sein Versprechen an Israel neu  für uns Einzelne. Er verspricht, uns auf unseren Wegen zu begleiten. Fürchte dich nicht, (…) du bist mein!
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
Feuer und Wasser, in der alten Welt beschreiben sie die Summe aller möglichen Gefahren, in die ein Mensch geraten und vor denen er sich fürchten könnte.
Auch uns sind Angst und Furcht ach so bekannter Begleiter. Wir fürchten uns vor Krankheit und Leiden. Vor dem Verlust der Arbeitsstelle. Vor Einsamkeit. Vor Streit und Zerrüttung. Vor Terror, Krieg. Das sind innere und äußere Abgründe, die sich vor uns auftun.  Furcht an sich ist nichts Schlimmes. Sie kann sich aber auf den ganzen Menschen ausdehnen, kann sein Denken und Handeln besetzen, so dass er sich getrieben vorkommt und nicht mehr weiß, was er oder sie tun soll.

Aus der Herrschaft der Furcht will Gott uns herausreißen. Indem wir uns an ihm festmachen, gewinnen wir einen anderen Blick auf den Gegenstand unserer Furcht. Er ist unser Erfinder, unser Schöpfer.

Er kennt uns mit unseren Fehlern und Stärken. Er weiß: wir sind mehr als das, was wir in unserer Angst, in unserer Furcht wahrnehmen. 

Menschen helfen uns mit ihrem Glauben und ihren Zeugnis von Erfahrungen, neuen Wegen zu vertrauen.  

Wir können handeln. Wir können aushalten. Wir können neu beginnen. Gott erlöst uns aus der Starre der Furcht und gibt uns neuen Raum zum Handeln.
Im Hauskreis vor einigen Wochen kam kurz vor Schluss die Frage auf, ob man Gott noch heute konkret erleben kann? Und auf einmal sprudelte es heraus: Jeder hatte irgendwo ganz konkrete Erfahrungen mit Gott gemacht. 

Davon sollten wir vielmehr erzählen und berichten – um anderen Mut zu machen. Um Vertrauen und Glauben andern leichter zu machen. So wie Nicky uns versichern kann, daß das Seil hält!

Gott ist unser Erfinder und Schöpfer der das Beste für uns will und sagt:
Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.

Viele – auch gerade hier in unserer Gemeinde - können das bezeugen und dadurch zum Vertrauen und Glauben ermutigen. Das Seil hält!

Und Gottes Friede, den wir mit unserem Verstand nie ganz begreifen können, bewahre unsere Herzen und unsere Sinnen durch Jesus Christus. Amen

 

 

 

 

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