( Matthäus 5, 13-16 ) - [ English ]
Wenn ich auf einem Berg stehe, dann habe ich einen Aufstieg hinter mir und genieße es: angekommen zu sein, auf dem Gipfel zu stehen.
Wenn ich auf einem Berg stehe, dann habe ich Abstand zu dem, was sich in der Ebene vor mir ausbreitet. So manche Sorge erscheint mir dann nicht mehr übermächtig groß zu sein.
Wenn ich auf einem Berg stehe, ja, dann fühle ich mich dem Himmel näher.
Von so manchem Berg ist die Rede in der Bibel. Mose erhält die Tafeln mit den 10 Geboten auf einem Berg. Elia begegnet Gott auf dem Berg Horeb und das himmlische Jerusalem ist auf dem Berg Zion angesiedelt.
Heute ist eine bunte Gesellschaft unterwegs auf einen Berg.
Und Jesus setzt sich nieder, so heißt es im 5. Kap. des Matthäusevangeliums und er lehrte sie.
Abseits vom Alltagswirken, da ist die Gelegenheit ins Nachdenken zu kommen über sein Leben und wie es gelingen kann. Jesus lehrt nicht im Verborgenen. Aber man muss zu ihm kommen, um ihn zu hören.
Jesus preist ein Leben, das in den Regeln der Weisheit geführt wird. Das ist nicht neu. So bekennt zum Beispiel auch der Psalmbeter in Psalm 1: glücklich ist der Mensch, der nicht dem Vorbild der Frevler folgt und nicht den Weg der Sünder betritt.
„Ihr seid das Salz der Erde.“ Jesus vergleicht die Menschen, die ihm aufmerksam zuhören, mit Salz. Schon allein, dass sie zu ihm gekommen sind, verändert sie. Er ermutigt sie, sich einzumischen in das gesellschaftliche Leben, aber nicht zu aufdringlich. Die Welt braucht Salz – Menschen, die mitdenken, mitfühlen. Menschen, die das Eis brechen und Gedanken verändern. Menschen, die das rechte Maß erkennen und ein feines Gespür haben.
„Ihr seid das Licht der Welt.“ Wieder tönt die Stimme Jesu über das Tal. „Es kann die Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.“ (Mt 5,14-15)
Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Das ist ein geflügeltes Wort geworden für jemanden, der sein eigenes Können geringachtet und kleinredet. Ein Scheffel ist ein Gefäß, um Getreide oder auch andere Güter abzumessen. Ein Licht darunter zu verbergen, ist sinnlos. Eine Kerze gehört auf einen Leuchter, damit es den Raum erleuchtet.
„Ihr seid das Licht“, sagt Jesus ausdrücklich. Das Licht ist also längst da Ist Teil von uns. Jesus mahnt: Versteckt es nicht! Erstickt es nicht! Gebt das Licht weiter, damit die Welt hell wird und warm und freundlich.
Das Erste, was Gott geschaffen hatte, war das Licht. Dann brachte er Ordnung in das Chaos. Doch das Leben gestaltet sich manchmal hektisch, ist verwirrend und chaotisch. Da ist so vieles, das uns ablenkt, uns den Blick verstellt und das Licht trübt.
Heute sind wir Jesu Zuhörer, die Lauscher, die Sehnsuchtsvollen.
Wir kommen zusammen zum Gottesdienst, zünden die Lichter auf dem Altar an. Sie stehen für Gottes Gegenwart. Die Osterkerze erinnert uns an Jesu Auferstehung und Jesu Zusage: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18,20). Dass wir hier feiern im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes ist ein Zeichen, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben. Natürlich, wir könnten so vieles aufzählen, was die Welt dunkel und hoffnungslos erscheinen lässt. Es gibt die Schattenseiten, die Bitterkeit, die Grausamkeiten und niemals eine Garantie. Wälder brennen an heißen Orten der Erde. Da ist Krieg in der Welt. Und nun auch noch und wieder das üble Spiel mit dem Hunger, besonders hier auf dem afrikanischen Kontinent.
Menschen flüchten aus Armut und Hunger und Krieg. Viele ertrinken oder verdursten in der Wüste auf ihrem Weg.
Heute ist der Tag der Seenotretter. Sie riskieren ihr Leben, um das Leben anderer in Seenot zu retten. Auf dem Mittelmeer und auch als ein Frachtschiff vor der niederländischen Küste brennt,sind die Seenotretter die ersten am Unfallort, um die Menschen zu retten.
In der 8. Klasse hören wir gerade Referate über Menschen, die zu leuchtenden Beispielen geworden sind im Kampf gegen erlittenes Unrecht. U.a. Sophie Scholl, Nelson Mandela und die eher unbekanntere Miep Gies, die Juden im 2. Weltkrieg versteckt hielt und die Tagebücher von Anne Frank aufbewahrte und bis sie 2010 starb in der Öffentlichkeit Menschen über diese Zeit aufgeklärt hat.
Die Lichter verlöschen nicht, denn immer wieder gibt es Menschen, die Lichter entzünden für den Frieden, für die Opfer von Gewalt und Katastrophen. die weit scheinen und Anteilnahme zeigen: Jedes Licht sagt: Du bist nicht alleine in deiner Not. Sieh, wie viele Menschen mit dir fühlen und deine Gedanken und Werte teilen. So können wir den grausamen Seiten der Welt etwas entgegensetzen. Solange es Menschen gibt, denen das Schicksal anderer nicht gleichgültig ist, gibt es Hoffnung. Nur im Licht können wir einander wahrnehmen und erkennen, was das Richtige ist und was dem Guten dient.
Und wenn wir, von Jesus gestärkt, vom Berg herunterkommen, werden wir in die Welt geschickt. Und es ist wichtig, dass wir das immer wieder einander sagen: Du bist Salz, du bist Licht für diese Welt. Dass wir einander positiv bestärken und Mut zusprechen.
„Den Kindern, damit sie als Gottes Kinder diese Welt mitgestalten und das Licht in sich entdecken. Den Jugendlichen, dass sie selbstbewusst werden und sprachfähig für das, was sie bewegt. Den Erwachsenen, dass sie Entscheidungen treffen, die anderen dienen und sich nicht von Machtdenken beeinflussen lassen. Den Senioren, dass ihre Erfahrung und ihre Weisheit geschätzt wird und ihre Arbeit gewürdigt. Den Ehrenamtlichen, dass ihr Tun nicht vergebens ist, sondern die Gemeinschaft stärkt.
Zur Würde eines jeden Menschen gehört dieser Zuspruch: Du bist Salz für diese Erde. Du bist ein Licht in dieser Welt! Darum der Anspruch: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Ich ende mit einem Zitat von Miep Gies, das eine Schülerin in ihrem Referat genannt hat und das an dieses Ende der Predigt passt.
I don`t want to be considered a hero. Imagine young people would grow up with the feeling that you have to be a hero to do your human duty. I am afraid nobody would ever help other people because who is a hero? I was not. I was just an ordinary housewife and secretary. But even an ordinary secretary or a housewife or a teenager can, within their own small ways, turn on a small light in a dark room.
Amen