2023-08-06 - 9. Sonntag nach Trinitatis - (DE) - Pfarrerin Nicole Otte-Kempf

( 1. Könige 3,5-15 ) - [ English ]


1 Wünsch dir was

Nur einmal angenommen, Du begegnest einer Fee und Du hast einen Wunsch frei. Was würdest Du Dir wünschen?

Das Motiv des sich etwas Wünschens findet sich in vielen Märchen und Sagen. Nicht immer gehen die Geschichten gut aus. Aus der Sammlung der Brüder Grimm stammt das Märchen vom Fischer und seiner Frau. Da wird es dem Paar zum Verhängnis, dass es bei seinen Wünschen einfach unersättlich ist und sich nie zufriedengibt. Sie haben schließlich den Wunsch wie Gott zu sein. Und so sitzen die beiden am Ende wieder in ihrer ärmlichen Hütte.

Wer einen Wunsch frei hat, sollte sich gut überlegen, wozu er sich entscheidet. Geradezu vorbildlich wird uns geschildert, was sich König Salomo wünscht, als er bei Gott einen Wunsch frei hat. Die Erzählung aus dem Alten Testament steht im 1. Buch der Könige, 3,5-15

Lesen des Bibeltextes

2 Um ein weises und verständiges Herz bittet Salomo

Salomo ist gerade einmal etwa 20 Jahre alt, als er das Erbe seines Vaters David antritt und den Thron besteigt. Und ich kann erahnen, welche Bürde da auf ihm lastet. Eine große Verantwortung für einen jungen Menschen ist das. Die Unsicherheit verfolgt den jungen König Salomo bis in den Schlaf und in seine Träume hinein. Und als Gott ihm einen Wunsch freistellt, muss er nicht lange überlegen. Er bittet um Weisheit und Verstand, um ein gehorsames oder, wie es im hebräischen Urtext wörtlich heißt, um ein hörendes Herz.

Das ist beeindruckend, finde ich. Dass sich dieser junge Mann demütig zeigt. Dass er um seine Grenzen weiß und auch, wie viel Schaden ein Mensch bei seinen Regierungsgeschäften anrichten kann.

Gott hat ihm das Volk anvertraut, das Volk blickt voller Erwartung auf ihn. Sämtliche Vollmachten, die politische, die juristische und die priesterliche, liegen in seiner Hand. Vor diesem Hintergrund kommt seine Bitte aus ehrlichem Herzen. „So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten?“ Salomo geht mit Respekt an seine vielfältigen Aufgaben heran.

3 und das zeigt sich auch in seinem Leben

Bis heute verbindet sich mit seinem Namen eine Glanzzeit, die Israel im weiteren Verlauf seiner Geschichte nie wieder erreicht hat.

Und Gott schenkt ihm auch das, worum Salomo gar nicht gebeten hatte: Reichtum und Ehre.

Das Salomo Bild hat märchenhafte Züge. Die Aussagen über ihn werden ins Unermessliche gesteigert.

Salomo – bis zum heutigen Tag der Inbegriff eines weisen und gerechten Herrschers, von Gott gesegnet und von den Menschen verehrt und geliebt.

4 ein Mensch ist niemals nur gut

ABER:

Liebe Gemeinde. Auch Salomo ist nur ein Mensch.

Reichtum und Macht stellen einen Menschen auf die Probe.

Und Salomo erliegt dieser Versuchung. Wie viele Menschen vor ihm und nach ihm auch. Auch in unserer Zeit.

Von Frauen kann er nicht genug bekommen. Sein Harem zählt 1000 Frauen. Und, so wird berichtet, er fing an, sein Herz an fremde Götter zu hängen. Und er tat, was dem Herrn missfiel und folgte nicht völlig dem Herrn. Daraufhin kommt es zu Herrschaftskonflikten und eine vernichtende Prophetie durch Ahija von Silo nimmt die Reichsteilung vorweg.

Salomo ist also nicht nur weise und Gott gehorsam. Sein Charakter wird in der Bibel als widersprüchlich gezeichnet.

Und das, das finde ich auch gut. Denn alles andere, ganz ehrlich, würde mir nicht menschlich vorkommen. Jede und jeder hat Fehler und Schwächen. Und jede und jeder kann seine Fehler einsehen und Gott und andere Menschen um Verzeihung bitten. Gott sieht uns ins Herz und weiß, ob wir es ehrlich meinen.

5 Herr, schenke mir ein weises Herz

Als Salomo erwachte, siehe, da war es ein Traum. So heißt es am Ende unseres Predigttextes.

Vielleicht ist es ein Traum, dass Führungspersonen in wichtigen Ämtern und Funktionen so sind: demütig und Hörende auf den Willen Gottes.

Aber ich möchte die Hoffnung nicht aufgeben: dass sich Menschen von Gott ein hörendes Herz erbitten: nicht nur im Traum in der Nacht, sondern am helllichten Tag im wachen Zustand.

Die mangelnde Fähigkeit zum Zuhören ist leider ein Problem, das sich überall durchzieht: in Partnerschaften und in der Familie.  Zum Zuhören braucht es Zeit und man muss es wollen.

Wo Zuhören gelingt, da ist Gemeinschaft möglich. Mit Gott und untereinander.

Salomo wurde immer reicher und mächtiger und auch gieriger.

Wie der Fischer und seine Frau in dem Märchen, das ich anfangs genannt habe. Dabei wurde die Einsamkeit auch immer größer auf jeder Seite. Die Wünsche sollten eine innere Leere füllen. Das ist die Versuchung, die zur Sucht führen kann. Niemand ist davor sicher.

Selbst Jesus von Nazareth hat diese Versuchungen erlebt.

Reichtum, Ehre und Macht sollte er bekommen. Jesus hat abgelehnt. Er wünschte sich stattdessen von Gott:

Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf ErdenUnser tägliches Brot gib uns heute.

So heißt es im Vaterunser. Das Jesus weitergegeben hat auf die Frage, was wir beten sollen. Also um das tägliche Brot. Dazu gehörten für Jesus auch gute Beziehungen zwischen den Menschen. Deshalb lautet sein nächster Wunsch an Gott im Gebet:

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Jesus war realistisch, Er wusste, dass das Leben voller böser Versuchungen sein kann. Deshalb war sein Wunsch, dass wir widerstehen können und uns bewusst wird: Gott will Gutes für alle.

Deshalb heißt der letzte Wunsch im Vaterunser so:

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Letztlich geht es darum, nicht werden zu wollen wie Gott, mich nicht an Gottes Stelle zu setzen. Sondern gern Mensch zu sein und dabei menschlich zu bleiben. Dazu will ich auf Gott hoffen und Jesus vertrauen.

Die Geschichten der Bibel sagen mir, das würde sich lohnen.

Ich weiß: Wenn Wünsche zum Gebet werden, wird Gott nicht vergessen, mein Nächster nicht und ich auch nicht. Amen

 

covid 19

Logo and link provide as required by Government Notice No. 417 of the
South African Department of Telecommunications and Postal Services