( 1.Mose 16,1-16 ) - [ Afrikaans ][ English ]
Was versteht man unter einer Verheißung?
Jemandem etwas prophezeien, versprechen, voraussagen, in Aussicht stellen.
Verheißung ist ein biblisch-religiöser Begriff, der eine Ankündigung eines positiven Geschehens bezeichnet. Der Urheber der Verheißung ist immer Gott.
Gott verspricht uns etwas. In der Bibel gibt es ungefär 365 Verheißungen Gottes.. Gott verspricht dir Nähe, Trost, Hilfe, Beistand, Erhörung von Gebeten und noch viel mehr.
Ihre Erfüllung wird oft erst rückblickend, manchmal sogar Generationen später erst erkannt.
Viele von uns kennen das biblische Paar, Abraham und Sara. Gemeinsam ziehen sie fort aus Ur in Chaldäa und folgen der Verheißung in ein Land, das Gott ihnen geben wird. Verbunden damit ist die Hoffnung auf Nachkommenschaft. Der Weg ins verheißene Land ist ein mühsamer für Mensch und Tier, es ist ein Weg durch die Fremde und Rechtlosigkeit. Dabei geschehen Dinge, die uns heute ziemlich fremd erscheinen. Abraham gilt als Vater des Glaubens. Abraham heisst Vater der vielen.
Doch Gottes Verheissung richtet sich in der Bibel genauso an Sara, deren Name Fürstin bedeutet.
Darum können wir Sara und Abraham als Erzeltern bezeichnen.
Abraham und Sarah zeigen, wie sich Menschen in bestimmten Situationen verhalten.
Die Erfahrung, dass Menschen einander ausbeuten, findet bereits im Leben der Erzeltern einen Niederschlag.
Bibeltext lesen. 1.Mose 16,1-16
In was für eine Geschichte werden wir hier mit hineingezogen?
Was wir hier erzählt bekommen, ist ein filmreifes Familiendrama. Zerrüttete Familienverhältnisse, die gleichwohl mit guten Absichten beginnen – wie das oft so ist ... . Der Theologe Eberhard Jüngel hat einmal sehr schön gesagt: „Sarah meint es gut, Abraham findet’s gut, und Hagar tut es gut.“ Alle tun etwas, von dem sie meinen, dass es ein Problem löst. Aber wie das dann so ist, gute Absichten sind meistens besser als die Menschen, die sie ausführen.
Abraham und Sarah, gelten als Vorbilder für den Glauben. Obwohl betagt und ohne eigene Kinder, verheisst ihnen Gott reiche Nachkommenschaft. Die Jahre vergehen – und die beiden warten immer noch auf Erfüllung.
Eindeutig stehen Sara und Hagar im Mittelpunkt dieses Textes. Sara treibt mit ihrer Ungeduld die Geschichte an: Sie ist es leid, auf Erfüllung zu warten und zu hoffen, ihre Ohnmacht kehrt sie um, indem sie einen Plan schmiedet und zu handeln beginnt. Auf Betreiben Saras macht Abraham Hagar zur Leihmutter.
Ihr Mann Abraham, sonst doch so glaubensstark, der in Gen 15 noch die konkrete Verheißung erhalten hat, einen eigenen, leiblichen Sohn zu bekommen, bleibt ausgesprochen blass in dieser Aktion. Hat er die Verheißung vergessen? Glaubt er nicht an sie? Will er einfach, dass seine Frau aufhört, ungläubig zu jammern? Die Bibel schweigt sich dazu aus. Abraham zeugt mit der Sklavin,Hagar ein Kind. Deren Position bringt es mit sich, dass sie keine Wahl hat und sich der Anweisung ihrer Herrin beugen muss. Sie kann sich nicht von selber aus ihrer misslichen Lage befreien.
Womit Sarah nicht gerechnet hat ist, dass Hagar einen eigenen starken Willen entwickelt.
Mit der Schwangerschaft ändert sich das Beziehungsgefüge empfindlich. Nun treibt Hagar die Geschichte voran, indem sie sich der alten, unfruchtbaren Sarai überlegen fühlt. Der Text sagt deutlich, dass es nicht Sara ist, die plötzlich eifersüchtig wird, sich minderwertig fühlt und ihren Plan bereut, sondern dass Hagar ihre neue Position ausnutzt: Endlich hat sie einen Trumpf in der Hand – bzw. unter dem Herzen. Auf Aktion folgt Reaktion: Sara erwirkt als Ehefrau Abrahams, dass Hagar gehen muss, und beruft sich dabei sogar auf Gott als Richter. Eben erst herausgekrochen aus der niedrigen Position einer Magd, fällt Hagar in größte Not. Beide Frauen sind Opfer und Täterinnen, beide nutzen ihre Position aus, beide sind nur zu verstehen aus ihrem Schicksal heraus. . Das eine Mal flüchtet Hagar, das andere Mal wird sie weggeschickt. Aber sie geht ihren Weg bis ans Ende. Dort erfährt sie, dass sie nicht allein ist. Gott hat sie mit ihrem Kind gesehen und gehört. Sie empfängt neue Kraft. Später in der Geschichte zeigt sich, dass das Kind in Abrahams Familie nicht willkommen ist. Sarah empfindet Hagar und Ismael als Konkurrenz und will sie loswerden. Abraham widerspricht nicht. Er lässt Hagar schmählich im Stich – und wirkt später aktiv an ihrer Vertreibung mit. Er schickt mit ihr auch seinen Sohn Ismael ins Verderben. Dabei ist spannend, dass weder Sara für ihren Umgang mit ihrer Magd noch Hagar für ihre Reaktion von Gott gemaßregelt werden. Am Ende geschieht an beiden Frauen Erfüllung.
Sarah und Abraham sind nicht nur Vorbilder im Glauben, sondern ebenso ein Beispiel für den Kleinglauben. Ihr Leben steht unter einer grossen Verheissung. Doch sie sind davon total überfordert.
Anstatt für andere ein Segen zu sein, bleiben sie gefangen in ihren eigennützigen Gedanken.
In ihrem Verhalten gegenüber Hagar geht es Sarah nur um sich. Und warum sucht Abraham nicht die Auseinandersetzung mit seiner Frau Sarah? Auf schmerzhaftem Weg müssen die beiden schliesslich lernen, was Gottvertrauen heisst. Beinahe kommt es soweit, dass Abraham und Sarah am Ende wieder kinderlos sind. Da begreifen sie, dass ihr Schicksal ganz in Gottes Hand liegt. Gott sorgt nicht nur für Sarah und Abraham, sondern auch für Hagar und Ismael.
Die Geschichte von Sara und Abraham lenkt den Blick von unseren eigenen Wünschen und Gedanken auf den Willen Gottes. Unsere Lebenspläne haben natürlich eine grosse Bedeutung für uns. Doch es gibt mehr als unsere Wünsche und Gedanken. Rettung kann sich auch in unserem Leben ereignen.
Sara und Abraham sollen ein Segen für alle Menschen sein. Auch wir können Segensbringer sein.
Auch wir brauchen Mut, um den Weg des Glaubens zu gehen. Wir begegnen dabei uns selber – und das heisst: dem Guten und Schlechten im Mensch. Doch wir vermögen das nicht von uns aus, sondern wenn Gott zu uns kommt. Uns können auch Engel aufsuchen. Da, wo wir keine Hoffnung mehr haben für uns und die Welt, angesichts riesiger Herausforderungen im Blick auf die Zukunft.
Wir können füreinander da sein. Wir können darauf vertrauen, dass Gott hilft.
In diesem Glauben sind uns Abraham, Sara und viele andere vorangegangen. Auch wir können aus diesem Glauben heraus leben: Gott ist unter uns lebendig – da, wo wir ihn willkommen heissen.
Wir sind darauf angewiesen, dass uns geholfen wird. Gott verheisst uns seinen Segen.
Gott sorgt dafür, dass aus Schlechtem Gutes wird. Wir sind zum Glauben berufen – und kämpfen doch ein Leben lang mit unserem Kleinglauben. Manchmal werden wir positiv überrascht. Andere Male begegnen uns unerwartete Schwierigkeiten. Es kommt oft anders, als wir denken.
Wie weit gelingt es uns, einem Weg, den wir eingeschlagen haben, zu folgen, einer Überzeugung treu zu bleiben? Welchen Raum geben wir unseren Wünschen im Leben? Werden wir davon entmutigt, wenn unsere Wünsche mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmen? Oder spornt es uns im Gegenteil an, etwas zu erreichen, das es noch nicht gibt?
Wir können einander Anerkennung schenken und, was wir haben, mit anderen teilen. Wo wir gleichgültig sind, kann der Wunsch nach Gerechtigkeit erwachen. Schauen wir hin, bringen wir uns ein, reden wir mit!
In ausweglosen Situationen können wir uns in Geduld üben. Wo es keinerlei Hilfe gibt, können wir trotzdem hoffen und nicht aufgeben. Was wir ohne Gott tun, bringt uns letztlich nicht weiter. Darum können wir Gott machen lassen. Wie geht das? Abraham und Sara sind eines der drei Erzelternpaare, große Vorbilder, von denen Israel seine Geschichte herleitet. Keine Helden und Heldinnen oder gar Heilige, sondern Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen, Höhen und Tiefen in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Aber sie bleiben zusammen. Sie erreichen ein hohes Alter, Symbol für ein erfülltes Leben und Zeichen der Treue Gottes.
Schwache Menschen, wie später die Jünger Jesu, gelangen dahin, dass sie Gottes Liebe bezeugen. Der Weg des Glaubens zeigt sich, indem wir ihn gehen. Gott sieht und hört uns, Gott ruft uns bei unserem Namen. Wir sind Träger und Trägerinnen seiner Verheissung.
Von D. Bonhoeffer stammt der Satz: Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen. Gottes Leute brauchen auch Geduld, mit den Dingen zu leben, die man sich nicht wünscht: Kinderlosigkeit, Singledasein, eine Krankheit oder auch schwierige Arbeitsstellen. Und dabei dennoch zu wissen: seine Verheißung gilt: er ist für mich, er sieht mich und kann mich mit dem, was ich entbehre und womit er mich beschenkt, gebrauchen, begleiten, segnen. Gott sieht uns auch mit und in unseren Schwächen
Es kommt uns vor, als müssten wir eine weite Reise unternehmen, um Gott zu begegnen. Und dann erfahren wir, dass Gott schon da ist, mitten in unserem alltäglichen Leben. Wir sind gerettet und können umkehren.
Nutzen wir den Sonntag Misericordias Domini (Barmherigkeit) dafür, diesem Bedürfnis und diesem Gefühl nachzusinnen. Wo finde ich Geborgenheit? Wem kann ich Geborgenheit vermitteln und wie schaffe ich das? Spüre ich auch die Barmherzigkeit Gottes in meinem Leben? Kann ich mich auf ihn verlassen?
Der sogenannte Hirtensonntag bespielt mit verschiedenen Texten das Bild eines sich kümmernden Gottes, der sein Leben gibt für die, die ihm treu folgen.
Gott ist auch mit uns auf unserem Weg, Gottes Verheißungen erfüllen sich auch für uns. Amen