Predigten - 2025

1. Petrus 1,3-9


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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen


Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,

zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, 5die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.

Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, 

auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. 

Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, 

wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.


Liebe Gemeinde,

es ist eine Woche nach Ostern. Die biblischen Texte heute beschäftigen sich damit, wie wir in unserem Leben Gott so erfahren, dass wir Müdigkeit überwinden, Kraft finden und Hoffnung bewahren.

Genau genommen geht es nicht um irgendeine Müdigkeit: wer sich verausgabt, zu wenig Zeit zum Schlafen plant, wird in der Bibel kaum eine Lösung finden.

Es geht auch nicht darum, magische Kräfte zu bekommen oder übermenschliche Fähigkeiten.

Nein, die Bibel ist genauer. Es geht darum, Kraft zu haben, um sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Es geht darum, die Hoffnung zu bewahren, dass eines Tages Menschen wie liebevolle Geschwister zusammenleben, anstatt sich zu Feinden zu machen.

Und je länger ich die Bibel studiere, desto bewusster wird mir, dass im Hintergrund die Annahme steht: Wenn wir die Welt nur mit menschlichen Augen betrachten, dann könnten Enttäuschung und Resignation überhand nehmen. Die Versuchung ist groß, die Sehnsucht nach Frieden aufzugeben und zur Einsicht zu kommen: Menschen werden immer Kriege führen.

Wenn wir mit menschlichen Augen die Welt sehen, dann könnte sich Hoffnungslosigkeit breit machen.

Nehmen wir als Beispiel den heutigen Freedom Day. Es ist die Erinnerung an eine Zeit, in der die Welt voller Hoffnung und Bewunderung auf Südafrika geschaut hat. Es grenzte an ein Wunder, dass die ersten freien Wahlen vor 31 Jahren so friedlich stattgefunden haben.

Zwar hatte ein Teil der weißen Bevölkerung auch Befürchtungen vor der „swaart Gevaar!“, doch weltweit wurde die Überwindung der Apartheit als großer Erfolg gefeiert und hat Menschen Hoffnung geschenkt.

174 Länder feiern solche Nationalfeiertage, an denen auf irgendeine Weise an die Befreiung aus Unrecht und Kriegen erinnert wird.

Obwohl also so viele Länder schon hoffnungsvolle Neuanfänge erlebt habe, gibt es noch kein Land, in dem das Zusammenleben vollkommen in Ordnung ist.

Kein Land, das die Trennung von reich und arm, gesund und krank, Mächtigen und Ohnmächtigen schon ganz und gar überwunden hat.

Haben wir also noch Grund zu berechtigter Hoffnung? Oder sind wir naiv, gar weltfremd, wenn wir die Sehnsucht danach weiter füttern.

So oder ähnlich fragt der Schreiber des ersten Petrusbriefes. Er schreibt seinen Brief etwas 90 nach Christus, also ungefähr 60 Jahre nach der Kreuzigung und Auferstehung.

Ich rufe in Erinnerung, dass alle biblischen Schriften einerseits die persönliche geistliche Entwicklung einzelner Menschen im Blick haben und gleichzeitig immer auch danach fragen, wie Christen sich in ihrem jeweiligen Land, gegenüber ihrer Regierund und den großen gesellschaftlichen Fragen positionieren.

Der Hintergrund des ersten Petrusbriefes ist die Verfolgung und Bedrängung der Christen.

Gegen sie wurde diskriminiert. Sie waren im Grunde religiös und politisch verfolgte Menschen. Sie wurden nicht aufgrund von kriminellen Taten inhaftiert und verurteilt, sondern aufgrund ihres Glaubens.

Je größer die Bedrängung, desto größer die Versuchung, aufzugeben.

Müde zu werden im Glauben, Zweifel zu hegen gegen die Kraft Gottes, sich anzupassen an die jeweilige Herrschaft und den Glauben aufzugeben.

Was wäre geschehen, wenn Nelson Mandela in seiner Haftzeit aufgegeben hätte an die Befreiung zu glauben?

Was wäre aus Deutschland geworden, wenn sich alle mit der Teilung abgefunden hätten und den Unrechtsstaat DDR anerkannt hätten?

Was wäre geworden, wenn schon die Israeliten in Ägypten ihren Glauben über Bord geworfen hätten.

Ja, die Versuchung ist groß – im persönlichen Leben wie in der großen weiten Welt. Was wäre, wenn ihr euren Zweifeln nachgegeben hättet und in schweren Phasen eures Lebens

eure Hoffnung aufgegeben hättet?

Der Schreiber des ersten Petrusbriefes wirbt darum, die Hoffnung zu bewahren und er verspricht, dass unser Glaube durch manches Feuer geläutert wird. Das bedeutet, dass unser Glaube noch schöner, noch wertvoller und kostbarer werden kann.

Für mich ist das eine ermutigende Haltung. Die Haltung ändert sich: nicht mehr: Ach, das kann doch alles nicht wahr sein, was nützt mir mein Glaube, wenn ich doch weiter Schweres erleben muss. Sondern viel mehr: Mein Glaube ist eine kostbare Erfahrung, die mir den Weg in die Freiheit weist.

Wie geht das? Der erste Satz dieses Schreibens ist: gelobt sei Gott.

Zu dieser Grundhaltung lädt der Schreiber des Briefes ein. Die Haltung einnehmen: Gelobt sei Gott. Das hört sich anders an als: Bezweifelt sei Gott, angeklagt sei Gott, kritisiert sei Gott, für schuldig befunden sei Gott.

Nichts von alledem: Gelobt sei Gott! Was an dieser Haltung so besonders ist: Wer Gott lobt, anerkennt Gott und er geht davon aus, dass es sich um einen guten, gütigen, gnädigen, einen barmherzigen Gott handelt.

Gelobt sei Gott.

Dann erklärt der Schreiber des Briefes den Grund für das Lob: Gott hat uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung. Gott hat das durch die Auferstehung Jesu von den Toten bewirkt.

Lasst euch mal auf das Bild ein, dass hier benutzt wird.

Wir sind geboren als Menschen in die Welt – in eine Welt die sehr schön sein kann, aber auch sehr grausam.

Wir sind geboren als Menschen in eine Welt, in der es menschlich und unmenschlich zugeht.

Wir sind geboren als Menschen, in deren Leben unterschiedliche Kräfte am Werk sind:

Angst und Freude. Hoffnung und Resignation. Liebe und Hass.

Wir sind als Menschen in eine Welt geboren in der das natürliche Ende der Tod ist. Eine

Welt, in der alles vergänglich und verwelklich ist und alles befleckt werden kann.

Wir sind also in eine Welt geboren, in der es Grund zum Pessimismus gibt.

Doch damit wir in dieser Welt uns zurecht finden und dem Tod nicht zu viel Macht geben, darum hat uns Gott wiedergeboren.

Wir werden wiedergeboren in dem Moment, wo uns Glaube geschenkt wird. Glaube als ein Urvertrauen in unseren Schöpfer als Erlöser aus dem Tod.

Damit können wir eine andere Haltung einnehmen: wir erkennen etwas, das unvergänglich ist, unverwelklich und unbefleckt.

Der Glaube macht aus Menschen, gefangen in ihrer weltlichen Angst Menschen, die frei sind Hoffnung zu bewahren.

Dadurch ist die Welt um uns herum nicht mehr überwiegend ein böser, furchterregender Ort, sondern die Welt sehen wir als Lebensraum.

Wer den Glauben als die wesentlichste Erfahrung erlebt, für den wird die Welt zu einem Ort, in dem der Glauben wachsen kann, immer wertvoller und kostbarer wird, so wie Gold in einem Feuer.

Die Welt wird dann nicht mehr feindlich erlebt, selbst das Leiden kann dann ein Ort sein, wo wir es nicht mit der Abwesenheit Gottes zu tun haben oder mit seiner Verborgenheit oder sogar mit seinem Zorn und seiner Unbarmherzigkeit. Nein, sondern mitten im Leiden wirkt Gott als Schöpfer und es kann zu einer Erfahrung kommen, die sich anfühlt wie eine neue Geburt, ein neues Leben.

Das ist die Ostererfahrung. Jesus ist wieder lebendig.

Ich glaube, wir können solche Erfahrungen nicht erzwingen, obwohl wir etwas dazu tun können. Letztlich haben wir keine Garantie.

Im ersten Petrusbrief geht es später auch um das, was die Christen dafür tun können, ihre Hoffnung zu bewahren: beten, Gemeinschaft pflegen, Abendmahl feiern, ihren Werten treu bleiben, Nächstenliebe üben.

Wir haben als Christen schon viele Hilfestellungen, wir haben die vielen Geschichten und Zeugnisse von denen, die vor uns waren. Wir haben biblische Zeugnisse und andere Lebensgeschichten.

Wir sehen, dass die Praxis des Glaubens eine große Rolle spielt und doch wissen wir auch:

Glaube bleibt ein Geschenk.

Wir können alles tun, was in unserer Macht steht, doch dazu gehört zu erkennen, wie machtlos wir auch sind.

Gelobt sei Gott.

In Gott und in der Beziehung zu Gott wächst neue Kraft.

Im Vertrauen, dass Gott am Werk bleibt wächst Hoffnung und Kraft selbst weiterzugehen auf dem Weg des Friedens und die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden zu nähren.

Lasst uns jede Herausforderung als Zeit der Läuterung verstehen – und lasst uns jede Erfahrung von Erlösung von dem Bösen feiern.

Es ist unwahrscheinlich, dass wir Menschen mit unserer menschlichen Kraft den Himmel auf Erden schaffen werden, doch wir können Gott zutrauen und bitten, dass er uns immer wieder Kraft gibt alles dafür zu tun.

Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

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